Raucher und Ex-Raucher kosten den Krankenkassen viel Geld

Seit über 20 Jahren wird in der international bekannten KORA-Studie die Gesundheit tausender Bürger aus dem Raum Augsburg untersucht, um die Auswirkungen von Umweltfaktoren, Verhalten und Genen zu erforschen. Sieben Wissenschaftler vom Helmholtz Zentrum München analysierten nun Daten der KORA-F4-Studie. Sie stützten sich dabei auf Ergebnisse der Befragung von 3071 Erwachsenen im Alter von 32 bis 81 Jahren. Während bisherige Analysen zur Auswirkung des Zigarettenkonsums auf Berechnungsmodellen beruhen, die nicht alle gesundheitlichen Konsequenzen berücksichtigen konnten, bezieht die „Helmhotz“-Studie in die Auswertung erstmals Kosten der medizinischen Versorgung und des Arbeitsausfalls von aktuellen Rauchern, früheren Rauchern und Nie-Rauchern mit ein.

Danach waren die jährlichen Gesamtkosten für aktuelle Raucher um 24% und die von früheren Rauchern um 35% höher als bei Nie-Rauchern. In harter Währung ausgedrückt sind das jährliche Mehrkosten von 743 € für aktuelle Raucher und 1.108 € für ehemalige Raucher. Entscheidend für die höheren Kosten bei Ex-Rauchern ist offensichtlich, dass ein erheblicher Teil der Raucher erst krankheitsbedingt mit dem Rauchen aufhört und sich manche durch Rauchen verursachte Krankheiten erst später einstellen. Ein Bypass im Alter von 56 Jahren kann durchaus auf das Rauchen von ein oder zwei Schachteln Zigaretten zwischen dem 16. und 36. Lebensjahr zurückzuführen sein. Und wer mit 36 Jahren nach zwanzigjähriger Raucherkarriere wegen einer Bypass-Operation aufhört, kann nicht damit rechnen, dass dadurch das Risiko aller auf Rauchen zurückzuführenden Krankheiten auf Null gesunken ist.

Prävention preiswerter

„Rauchen ist eines der größten vermeidbaren Gesundheitsrisiken“, so Professor Dr. Reiner Leidl, Leiter des Instituts für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen am Helmholtz Zentrum München. „Die genaue Abschätzung der Krankheitskosten ist eine wesentliche Grundlage der effizienten Prävention.“ Trotz des verbreiteten Wissens um gesundheitliche Risiken rauchen etwa 30 Prozent der deutschen Bevölkerung. Eine erfolgreiche Prävention kann eine höhere Krankheitslast vermeiden und ist somit auch für die Gesellschaft vorteilhafter als bisher vermutet.

www.biomedcentral.com, Pressemitteilung vom 23.07.2013

Datenbasis der Studie

Basis der Wissenschaftler waren Selbstangaben zu:

Raucherstatus:

  • Raucher
  • Gelegenheitsraucher
  • ehemaliger Raucher
  • Nie-Raucher

Inanspruchnahme medizinischer Leistungen

  • in der letzten Woche: Medikamente
  • in den letzten drei Monaten: Arztbesuche
  • in den letzten 12 Monaten:
    • ambulante und stationäre Krankenhausbesuche
    • Physiotherapie
    • Heilpraktikerbesuche
    • Rehabilitation

Teilnahme am Erwerbsleben:

  • Arbeitsunfähigkeit
  • Erwerbsunfähigkeit

Sonstige Daten:

  • Alter
  • Geschlecht
  • Schulbildung
  • Alkoholkonsum
  • sportliche Aktivität

Für die Berechnung der indirekten Kosten wurde der Humankapitalansatz verwendet, die Kosten der Arbeits- und Erwerbsunfähigkeit wurden auf das Arbeitnehmerentgelt in Deutschland im Jahr 2008 bezogen

Quelle: Nichtraucher-Info Nr. 93 – I/2014