GfK-Umfrage 2022 zum Rauchen, Dampfen und Saugen heißer Luft

Während bei den herkömmlichen Tabakprodukten Zigaretten, Zigarren/Zigarillos und Feinschnitt zum Teil ein erheblicher Absatzrückgang zu verzeichnen ist – bei Zigaretten beispielsweise ein Minus von 17,7 Prozent im ersten Quartal 2022 gegenüber demselben Vorjahrszeitraum, gewinnen die neuartigen nikotinhaltigen Produkte, das sind im Wesentlichen die E-Zigaretten und die Tabakerhitzer, nicht viel, jedoch erkennbar hinzu. Aus gesundheitspolitischer Sicht ist das nicht unbedingt zu bedauern, da die beiden Produktarten gegenwärtigen wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge erheblich weniger gesundheitsschädlich sind als die Produkte, zu deren Nutzung ein Verbrennungsvorgang erforderlich ist.

Weil bei früheren Repräsentativbefragungen nur nach dem Rauchverhalten gefragt wurde, blieb den Nutzern von E-Zigaretten und Tabakerhitzern nichts Anderes übrig, als sich den Nichtrauchern zuzuordnen. Neuere Umfragen müssen jedoch auf das sich verändernde Konsumverhalten eingehen. Daher lassen sich die aktuell erhobenen Daten nicht direkt mit früheren vergleichen. Die NID hat bei dem mit Abstand größtem deutschen Marktforschungsinstitut GfK erstmals 1997 eine Repräsentativumfrage in Auftrag gegeben. Bei der letzten GfK-Umfrage vom August/September 2022 wurde erstmalig zwischen Rauchern und Nutzern der neuartigen nikotinhaltigen Produkte unterschieden.

Je kleiner eine Gruppe, desto problematischer ist eine weitere aussagekräftige Differenzierung. Von den 2011 Befragten befinden sich 139 in der Gruppe der Nutzer von E-Zigaretten und Tabakerhitzern, zum Teil als Doppelnutzer auch von Zigaretten. Zur Gewährleistung einer repräsentativen Stichprobe quotiert die GfK die Merkmale Geschlecht, Alter, Bundesland, Ortsgröße, Haushaltsgröße und Schulbildung des Haushaltsvorstands auf Basis amtlicher Statistiken sowie eigener Berechnungen. Darüber hinaus verwendet sie bei der Auswahl der Probanden eine ausgewogene Mischung von Online- und Offline-Rekrutierungsverfahren. Auf diese Weise können auch für kleinere Gruppen brauchbare Ergebnisse erzielt werden.

Ich nutze ausschließlich E-Zigaretten

1,7%

3,0%
Ich nutze ausschließlich Tabakerhitzer

1,3%

Ich nutze E-Zigaretten und rauche zugleich Zigaretten

2,1%

3,5%
Ich nutze Tabakerhitzer und rauche zugleich Zigaretten

1,4%

Ich nutze sowohl E-Zigaretten als auch Tabakerhitzer

0,5%

0,5%
GfK eBus 2022; NID

Diese Daten lassen darauf schließen, dass der Anteil der Nichtraucher bei früheren Umfragen um die etwa 4 Prozent reinen Nutzer von E-Zigaretten und Tabakerhitzern höher lag. Die Doppelnutzer von Zigaretten und anderen nikotinhaltigen Produkten hingegen hatten schon bisher die Möglichkeit, sich als Raucher zu outen. Darüber hinaus muss bei allen Umfrageergebnissen die Schwankungsbreite beachtet werden, die bei etwa ein bis zwei Prozent liegt. Eine Unterscheidung u.a. zwischen Nie-Nutzern von E-Zigaretten und früheren Nutzern von E-Zigaretten ist statistisch zumindest gegenwärtig irrelevant. Oder auf den Punkt gebracht: Am Anteil der Nie- und Ex-Raucher in der Bevölkerung hat sich – auch in den bisherigen Corona-Jahren – nichts grundlegend geändert. Allenfalls der Raucheranteil hat sich zugunsten der Nutzer von E-Zigaretten und Tabakerhitzern verringert.

Ergebnisse der DEBRA-Studie höchst fragwürdig

Im August 2022 und am Ende des Jahres tauchten in der Presse Berichte auf, wonach der Anteil der Raucher zugenommen hätte. Die Meldungen stützten sich auf Ergebnisse der DEBRA-Studie (Deutsche Befragung zum Rauchverhalten) – eine „zweimonatliche, repräsentative, persönlich-mündliche Befragung zum Konsum von Tabak und alternativen Nikotinabgabesystemen“ in der deutschen Bevölkerung. Befragt wurden und werden weiterhin jeweils etwa 2000 Personen ab 14 Jahren aus Haushaltsstichproben. Da die Auswahl der Haushalte nicht repräsentativ sein kann, werden umfangreiche Berechnungen angestellt, um zu Ergebnissen zu kommen, die dann als repräsentativ ausgegeben werden können.

Doch was sich schon in normalen Zeiten nur mit Abstrichen machen lässt, gilt erst recht für die Sondersituation „Corona“. Wer trotz bildlicher Warnhinweise raucht, wird wohl eher zu den Menschen gehören, die gegenüber dem Risiko einer Corona-Infektion weniger sensibel eingestellt sind. An Befragungen werden deshalb vor allem diejenigen der Haushalte teilnehmen, die die Ansteckung durch Corona während der Befragung als gering einschätzen. Die Folge: ein scheinbar höherer Raucheranteil.

Die Initiatoren der DEBRA-Studie imitieren die englische Toolkit-Studie. Sie sind auf Daten aus, die den Gesetzgeber dazu bewegen sollen, die Gesetzliche Krankenversicherung zu verpflichten, die Kosten für die Behandlung der „Tabakentwöhnung“ einschließlich Medikation zu übernehmen. Und weil sich die minimale Nutzung von E-Zigaretten und Tabakerhitzern nicht als Argumentationshilfe eignet, müssen passende Ergebnisse berechnet und veröffentlicht werden, was in der Sondersituation „Corona“ leicht zu bewerkstelligen ist.

14 Prozent weniger verkaufte Zigaretten im ersten Halbjahr 2022

Im ersten Halbjahr 2022 wurden laut Statistischem Bundesamt 14,0 Prozent weniger Zigaretten und 9,5 Prozent weniger Zigarren/Zigarillos verkauft (Feinschnitt minus 3,2 Prozent) als im selben Vorjahreszeitraum. Um 10,2 Prozent gingen die Einnahmen aus der Tabaksteuer zurück. Das sind keine Daten aufgrund von Befragungen, sondern nackte Zahlen, die frei zugänglich sind auf www.destatis.de. Zugegeben: Viele Raucher kauften ihre Zigaretten 2022 teilweise auf ihrer Auslandsreise, doch nicht in einem derart großen Ausmaß. Bis sich alles wieder auf ein Normalmaß einspielt, wird es noch etwas dauern. Erst dann bringen Befragungen brauchbare Ergebnisse.